Las Vegas ist ohne Zweifel das Mekka der Zauberkunst. Für mich als Technik-Magier gibt es aber noch einen weiteren Wallfahrtsort: das Silicon Valley.
Naiv formuliert: Der Ort, an dem Träume aus Bits und Bytes Realität werden.
Und auch hier dominiert im Moment vor allem ein Thema: die Künstliche Intelligenz (KI).
Welch besseres Ziel gäbe es also für eine Fortbildungsreise, um Inspiration für mein neues Zauberformat „Magie mit KI“ zu sammeln, mit dem ich im vergangenen Jahr bei Tech-Events Premiere hatte. Zumal der Ursprung meiner Beschäftigung mit der Künstlichen Intelligenz dort vor vielen Jahren begonnen hat.
Kurz nach meinem Auftritt bei Ellen DeGeneres vor fast zehn Jahren hatte ich Adam Cheyer, Co-Founder von Siri und Gründungsmitglied von Change.org kennengelernt.
Er ist selbst zauberbegeistert und lud mich in sein Office in San Jose ein, in dem er gerade an seinem zweiten Start-Up VIV arbeitete, das er später an Samsung verkaufte.
Nachdem ich eine iPad-Show für sein Team vorgeführt hatte, zeigte er mir etwas, das man durchaus als magisch bezeichnen kann: eine Software, die ihre eigene Software schreibt, also ein Code, der sich von selbst weiterprogrammiert. Eine Form von Künstlicher Intelligenz.
Adam sagte: „Heute bist Du noch der iPad Magier, aber Du solltest wissen, wie die Zukunft aussieht.“ Auch wenn ich es noch nicht vollständig umreißen konnte, war dies für mich die Motivation das Thema künstlerisch anzugehen.
Wer meine Arbeit in den vergangenen Jahren ein wenig beobachtet hat, konnte die Folgen erkennen: Ich sicherte mir die Wortmarke Künstlerische Intelligenz ™ – ein Wortspiel, das den spielerischen Umgang mit neuen Technologien bis hin zur Künstlichen Intelligenz abbilden sollte.
Einige daraus resultierten Projekte waren das Zaubern mit Robotern wie Pepper und ClicBot, wie zum Beispiel bei meiner Rückkehr in der Ellen-Show im vergangenen Jahr.
Es folgten Augmented- (AR) und Virtual Reality-Experimente (VR), wie eine App, in der mein digitaler Zwilling zum Beispiel im eigenen Wohnzimmer platziert werden kann, oder auch die weltweit erste Zauberconvention im virtuellen Raum: Magicians in VR.
Für die TV-Sendung „Verstehen Sie Spaß?” habe ich als Lockvogel scheinbar das Online-Dating neu erfunden. Die Idee: Künstliche Intelligenz findet den passenden Partner und projiziert diesen als Hologramm mitten ins Einkaufszentrum. Schön hier zusehen, welche Technologiegläubigkeit viele Menschen an den Tag legen.
Hier im Silicon Valley kann ich mich mit KI-Experten unterhalten und darf bei großen Tech-Firmen hinter verschlossenen Türen neue Technologien anschauen, die tatsächlich eines Tages Realität werden. Beeindruckt hat mich u.a. Google’s Projekt Starline, eine Art Videocall in 3D und eine Fahrt in einem selbstfahrenden Auto. Letzteres konnte ich mir als Kind der 80er, aufgewachsen mit Serien wie Knight Rider, natürlich nicht entgehen lassen.
Dies ist auch ein gutes Beispiel, wie wichtig es ist frühzeitig zu erkennen, welche Kunststücke mit zunehmender Digitalisierung an Wirkung verlieren.
War es früher ein toller Publikumsmagnet, wenn ein Magier mit verbundenen Augen ein Auto durch die Straßen lenkte, dann kann man diese autonomen KI-gesteuerten Fahrzeuge in San Francisco auf Knopfdruck via App bestellen.
Als iPad Zauberer war meine Mission im vergangenen Jahrzehnt ziemlich klar:
Jeder weiß, was ein iPad kann und was es nicht kann. Und was es nicht kann, mache ich möglich, zum Beispiel Bier aus dem Tablet zu zapfen.
Während ein iPad ein Requisit ist, dass jeder Zuschauer schon mal in der Hand hatte, von dem man weiß, dass es über keinerlei eingebauten Spiegel und doppelte Böden verfügt, weiß man bei der Künstlichen Intelligenz nicht so genau, was sie überhaupt zu leisten imstande ist. Sie ist weniger greifbar. Und mit dem Einzug von ChatGPT wird einem klar, dass sich die Spielregeln ein wenig geändert haben.
Man könnte sagen: Die Technologie hat die Magie eingeholt, nun muss die Magie wieder zur Technologie aufschließen.